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Jedes bayerische Schulkind soll einmal mit seiner Klasse einen Bauernhof besuchen. Das ist Ziel des Programms Erlebnis Bauernhof, das vor zehn Jahren startete. Zum Jubiläum hat der Freistaat Bayern Feldrandschilder mit Informationen zu den jeweiligen Bildungsangeboten der landwirtschaftlichen Betriebe verlost. Diese sollen gezielt auf das Engagement der Landwirtinnen und Landwirte hinweisen.
Im Rahmen einer Aktionswoche Sommer.Erlebnis.Bauernhof sind zwei Betriebe im Landkreis Forchheim ausgezeichnet worden. Der Milchviehbetrieb von Familie Werner aus Poxdorf und der Röthelfelshof von Familie Sieg in Pretzfeld.
Bewusstsein schaffen
"Das Ziel des Aktion Erlebnis Bauernhof ist es, ein Bewusstsein für die Landwirtschaft zu schaffen und den Kontakt zur Bevölkerung aufzubauen und zu pflegen", so Landwirtin und Erlebnisbäuerin Christine Werner.
"Ein Bauernhof ist ein idealer Ort, um Kindern die Landwirtschaft mit allen Sinnen nahezubringen. Alles was wir mit Kopf, Herz und Hand erfahren, bleibt im Gedächtnis. Wer einmal erlebt hat, wie unsere Bäuerinnen und Bauern heute Lebensmittel erzeugen, wird ihre Arbeit und ihre Erzeugnisse künftig mehr wertschätzen", ergänzte Cornelia Sieg.
Beide Frauen sind neben ihrem Engagement als Erlebnisbäuerinnen auch ehrenamtich tätig, sie engagieren sich bei den Landfrauen, im Bauernverband, der Lokalpolitik und im Kinderferienprogramm.
Erfahrungen sammeln
Das Erlebnis Bauernhof beginnt nicht erst mit dem Besuch des Bauernhofes. Das Thema Landwirtschaft wird bereits in den Wochen vor dem Besuch von den Lehrkräften im Unterricht behandelt und vorbereitet. Dazu gehört auch der Besuch der Bäuerin in der Klasse zum theoretischen Teil. Hier erarbeiten die Kinder spielerisch die Wertschöpfungskette eines Lebensmittels, zum Beispiel den Weg der Milch von der Kuh zu uns auf den Frühstückstisch. Oder warum es im Frühjahr die Bienen braucht, um im Herbst leckeren Apfelsaft genießen zu können.
Lerneffekt nicht nur bei den Kindern
Christine Werner betonte immer wieder, dass "nicht nur Kinder bei ihren Besuchen viel lernen können, sondern dass es auch bei den Lehrern immer wieder Aha-Momente gibt." "Die Arbeit der Landwirte muss nicht nur den Kindern nähergebracht werden, sondern der gesamten Bevölkerung. Denn es besteht in allen Altersschichten ein großer Nachholbedarf", ergänzte Poxdorfs Bürgermeister Paul Stein. Auch er hat bei dem Rundgang über den Hof und durch den Stall neue Erkenntnisse gewonnen.
Schule in die Natur bringen
Bei Cornelia Sieg auf dem Röthelfelshof in Pretzfeld steht der gesamte Schulstoff auf dem Programm. Die Grundschulkinder von Ebermannstadt lernen spielerisch neue Wörter, erarbeiten mathematische Formeln und entdecken mit ihrer Lehrerin Gabi Friedrich physikalische Grundlagen. Hier stehen Spiel und Spaß im Vordergrund. Das Lernen erfolgt zufällig und ganz einfach, wobei die Inhalte immer an den bayerischen Lehrplan angelehnt werden. Lehrerin Gabi Friedrich betonte, dass die Kinder seit ihren regelmäßigen Ausflügen auf den Bauernhof viel mehr von Wochenendausflügen mit der Familie in die Natur erzählen. Hier lernen Kinder also nicht nur für die Schule, sondern wirklich für das ganze Leben.